Warum Unterschiede und Schwächen die besten Ausgangspunkte sind

Schwächen

Im Kontext von Persönlichkeitsentwicklung & Co. ist eine der weitverbreiteten „Weisheiten“ der Fokus auf die Stärken, um die noch weiter zu verstärken. Mindestens im Umfeld von Lean & Co. ist das aber in meinen Augen völliger Blödsinn und bremst bzw. verhindert im Grund die echte Weiterentwicklung der Unternehmen und damit auch der Menschen, die dort tätig sind.

Viel wichtiger als der Fokus auf die Stärken ist meiner Meinung nach die Bewusstmachung von Schwächen und die Wahrnehmung von Unterschieden zwischen dem Ist-Zustand und dem gewünschten bzw. angestrebten Ziel-Zustand.

Wenn man sich die Entstehungsgeschichte des Toyota Produktionssystems anschaut, erkennt man, dass sich der Fokus auf Schwächen und Unterschiede praktisch wie ein roter Faden durch die Jahrzehnte zieht. Das beginnt bei der Betrachtung der US-amerikanischen Automobilbauer (spez. Ford) durch Taiichi Ohno, der Abbildung auf die eigenen Fähigkeiten, des eigenen Marktes und der Kunden, setzt sich bei Details wie den 5S und den sieben Verschwendungsarten fort und kommt letztlich auch in Mike Rothers Modell der Toyota Kata zu Ausdruck.

Dort sogar auf zwei Ebenen:

Zuerst auf der direkt inhaltlichen Ebene beim Kontrast zwischen Ist- und Ziel-Zustand bis hin zur Vision, ebenso bei den Hürden auf dem Weg vom Ist- zum nächsten Ziel-Zustand.

Weiterhin aber auch bei der Modellierung der Vorgehensweise im Rahmen der Verbesserung und der Förderung der Verbesserung (Verbesserungs-Kata und Coaching-Kata).

Auch beim Modellieren eines Vorbilds geht es erstmal darum einen Unterschied zwischen dem Modell und sich selbst zu erkennen, um dann daran, das heißt den eigenen Schwächen zu arbeiten.

Natürlich geht es dabei auch um die Wahrnehmung von Stärken, aber nicht der eigenen, sondern eben derer des Modells im Kontrast zu den eigenen Schwächen.

„Erfolg ist das eine Prozent deiner Arbeit, das aus 99 Prozent Fehlern entsteht.“

– Soichiro Honda

Aus diesem Kontrast bzw. Unterschied heraus entsteht dann auch die Unbequemlichkeit des Lernens, wenn es darum geht, die eigenen Schwächen und Defizite zu überwinden. Wenn es diesen Unterschied auf Basis der eigenen Schwächen nicht geben würde, gäbe es nicht nur nichts zu lernen (und modellieren ist auch ein Lernprozess), es wäre auch schon gar kein Antrieb mehr da, weil letztlich der Ursprung jeglichen menschlichen Handelns diesem Kontrast entspringt.

Auch die Beschäftigung mit Stärken und deren Stärkung ist ultimativ ein Fokus auf Schwächen, weil eine absolute Stärke ja gar keine Notwendigkeit nach einer weiteren Stärkung in sich tragen würde. Selbst die Pflege und Erhaltung einer Stärke wäre ohne ein Verständnis für eine mögliche Schwäche gar nicht vorhanden.

Und selbst der vermeintlich bloße Umgang mit den Stärken wäre nicht gegeben, wenn es nicht auch das – möglicherweise unbewusste – Verständnis bzw. der Existenz der Schwäche gäbe, wie denn die Stärken wahrgenommen und weiter gestärkt werden können.

Jetzt liegt es dann in der Verantwortung von Führungskräften, den Umgang mit Schwächen zu pflegen, ihn zu fördern, die dabei auftretenden Fehler als Ausdruck eben dieser Schwächen zu begreifen, anzunehmen und wertzuschätzen.

Dazu gehört auch, die besagte Unbequemlichkeit des Lernens im Rahmen der Weiterentwicklung anzuerkennen, bei sich selbst zu akzeptieren und andere im Umgang damit zu unterstützen.

Da beginnt dann damit, dass man die Mitarbeiter mit der Existenz und den Folgen dieser Unbequemlichkeit vertraut macht und beides auch aktiv wertschätzt.

In der Folge geht es dann auch darum, aus dieser Unbequemlichkeit folgende Widerstände als solche ursächlich wahrzunehmen, ebenfalls anzuerkennen, den Betroffenen widerzuspiegeln und dann auf dieser Basis einen respektvollen Umgang zu pflegen.

Mit der Toyota Kata und speziell der Verbesserungs-Kata existiert ein modellierter Denk- und Handlungsrahmen, der diese Vorgehensweise bei Führungskräften fördert und durch die eingeprägten Routinen zur Gewohnheit werden lässt.

Wenn Sie wissen möchten, wie die Toyota Kata in Ihrem Verantwortungsbereich aussehen können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Wo legen Sie Sie in Ihrem Umfeld den Fokus auf Stärken? Welche Chancen könnten sich durch einen veränderten Fokus auf Schwächen ergeben? Wie können Sie Ihren Fokus verändern?

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