Wenn Fragen zu Herausforderungen werden

Fragen

In diesem Artikel geht es mir um die Herausforderungen, die dem Fragesteller begegnen können. Dabei habe ich weniger die äußeren Umstände im Fokus, die dabei auftreten können (bspw. durch die Antworten, die auf Fragen gegeben werden), sondern will mich auf die inneren Umstände des Fragestellers konzentrieren.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wird es sich um diese Fragesituationen drehen.

  • Fragen, weil man etwas nicht weiß oder verstanden hat
  • Fragen, um Ursachen zu ergründen
  • Fragen, um Problembewusstsein zu schaffen
  • Fragen, um Lösungen zu erarbeiten
  • Fragen, um den Lösungsprozess zu fördern

Fragen, weil man etwas nicht weiß oder verstanden hat

Die Herausforderung an dieser Situation bestehen, dass man mindestens sich selbst, evtl. auch anderen eingestehen muss, dass man etwas nicht weiß. Die Hintergründe, warum diese Situation zu einer Hürde werden kann, können einerseits in der vielfältigen persönlichen Historie bisher zur Kindheit liegen (“stell' nicht so dumme Fragen”) oder auch im (firmen)kulturellen Kontext (ggf. auch früherer Anstellungen), wenn das Nicht-Wissen und Nicht-Verstehen als Schwäche ausgelegt wird.

Grundsätzlich sollte sich man in diesen Situationen zwei Dinge vor Augen führen.

  1. Man kann nicht alles wissen und alles beginnt erstmal mit Nicht-Wissen.
  2. Beim Nicht-Verstehen (eigene positive Intension mal angenommen) gilt die TWI-Job-Instruction-Regel: Wenn der Schüler nicht gelernt (=verstanden) hat, hat der Lehrer nicht gelehrt (=richtig erklärt).

    Der Einzige, der an dieser Situation etwas verändern kann, ist der Lehrer. Er ist aber trotzdem darauf angewiesen, dass er vom Schüler entsprechendes Feedback erhält. Er kann trotzdem die Situation geeignet gestalten, indem er offene Verständnis(rück)fragen stellt. Dabei kann natürlich die Situation auftreten, dass die Erklärung bzw. deren Wiederholung an sich zur Herausforderung wird, die jetzt wieder bei Lehrer liegt.

Fragen, um Ursachen zu ergründen

Bei der Ergründung von Ursachen mittels der 5xWarum-Fragetechnik kann die Herausforderung darin liegen, dass sich wiederum der Befragte in die Enge trieben fühlt (weil der Eindruck aufkommen kann, dass nach einem Schuldigen statt den Ursachen gesucht wird) und mit Ausreden statt mit den wahren Gründen (s.o.) antwortet. Es liegt hier klar in der Verantwortung des Fragestellers, dass dieser Eindruck nicht entsteht. Dabei ist der Eindruck beim Befragten, das was zählt, nicht die Intension des Fragestellers. Hintergründe für mögliche Fehlannahmen können wiederum ähnlich denen sein, die im vorangegangen Punkt schon erörtert wurden. Das Wissen um diese Zusammenhänge kann natürlich bei Fragesteller wiederum Hürden schaffen, (trotzdem) geeignete Fragen zu stellen.

„Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.“

– Jean-Jacques Rousseau

Fragen, um Problembewusstsein zu schaffen

Bei dieser Situation besteht auch eine hohe Verwandtschaft zum vorigen Punkt in der Form, dass leicht der Eindruck entstehen kann, dass es eher um ein Fehlverhalten geht, statt um das Problembewusstsein. Es kann auch darum gehen, bei einem faktischen Fehlverhalten entsprechendes Bewusstsein zu schaffen, warum das Fehlverhalten zu Problemen führen kann.

In diese Rubrik fallen auch Situationen, bei denen ein Fehlverhalten prozessbedingt ist oder bei denen ein resultierendes Verhalten in der ursprünglichen Intension eigentlich ein Problem (kurzfristig) beseitigen sollte, dadurch aber die Chance verspielt wird, die eigentliche Ursache aufzudecken und zu beseitigen.

Fragen, um Lösungen zu erarbeiten

Bei dieser Rubrik von Fragen besteht die Herausforderung darin, dass Fragen dabei nicht in der Form gestellt werden, dass eine vorgedachte Lösung bestätigt wird, sondern dass Lösungsmöglichkeiten entstehen, die dann im Zuge weiterer Fragen anhand der (wirklich ergründeten) Ursachen überprüft werden.

In dieser Situation kann vorhandenes Wissen und Verständnis im Kontrast zum ersten Punkt sogar kontraproduktiv sein, weil dadurch ebenfalls Lösungen (die evtl. in der Vergangenheit in vergleichbaren Situationen funktioniert haben) vorweggenommen werden und die Chance auf bessere Lösungen verspielt wird.

Fragen, um den Lösungsprozess zu fördern

Diese Situation ist eng verwandt mit der vorigen, allerdings ist der Fragesteller dabei nicht für die Lösung selbst verantwortlich, sondern eher für den Lösungsprozess. D.h. es geht darum, eine andere Person im Lösungsprozess mittels Fragen geeignet zu unterstützen. Die Herausforderung besteht dabei ebenfalls in vorhandener Erfahrung mit bestehenden Lösungen (die sogar richtig sein können), die andere Person aber der Chance berauben, sich die Lösung selbst zu erarbeiten und dabei eigene Lernerfahrungen zu machen, die auch durchaus in Fehlschlägen im Verlauf des Lösungsprozesses liegen können.

Hier sollte man sich immer bewusst machen, dass neues Wissen nur durch Fehlschläge entstehen kann. Es handelt sich also um die vorlaufende Abwägung von altem Wissen und der Chance auf neues Wissen. Der Neuigkeitsaspekt wird dabei nicht auf die Person des möglicherweise wissenden Fragesteller abgebildet, sondern auf die Person des noch nicht wissenden Befragten.

An dieser Stelle kann sich dann der Kreis zum erstem Punkt wieder schließen. Es liegt in der Verantwortung des Fragestellers, dass daraus kein Teufelskreis entsteht, was in sich schon wieder eine weitere Herausforderung darstellen kann, der im Grunde nur durch fortlaufendes Bewusstsein über die Zusammenhänge und Wechselwirkungen begegnet werden kann.

Frage: Welchen Herausforderungen sind Sie schon im Zusammenhang mit Fragen begegnet? Welche Folgen haben sich daraus ergeben? Wie sind Sie mit diesen Herausforderungen umgegangen?

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