KVP – Eine Frage der Haltung

Haltung

Im einleitenden Artikel zu dieser Serie habe ich schon erwähnt, dass Vertrauen und Haltung Teilaspekte der Kultur sind und sich gegenseitig beeinflussen. Ein anderer Begriff für Haltung ist Einstellung. Im Fall des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses ist die Haltung und Einstellung gegenüber den anderen Beteiligten, sowie Neuerungen und Veränderungen ein entscheidender Einfluss- und Erfolgsfaktor. Um diese Themen wird es in diesem Beitrag gehen.

Die Haltung und Einstellung zum KVP betrifft dabei alle Ebenen des Unternehmens bzw der Organisation. Es macht dabei keinen Sinn irgendeiner Ebene den Vorzug zu geben und zu sagen, diese Ebene ist wichtiger. Das käme dem Vergleich zwischen Arm oder Bein, Auge oder Ohr gleich. Jede Ebene hat ihren Anteil am Erfolg und ist auch nicht ersetzbar. Dabei geht es um die Haltung ggü. Mitgliedern einer bestimmten Ebene ebenso wie deren Haltung ggü. dem KVP.

Haltung der Geschäftsführung

Die Geschäftsführung als Kopf des Unternehmens gibt in der Regel den initialen Anstoß für die Einführung des KVP und ist bei der folgenden Durchführung, speziell in Phasen von Verzögerungen oder Rückschlägen ein wichtiger Unterstützungsfaktor. Wenn es in diesen Phasen seitens der Geschäftsführung unterlassen wird, klare Aussagen zu machen und den deutlichen Willen zur Fortsetzung zu vermitteln, werden auch auf den anderen Ebenen die Aktivitäten nachlassen und es ist der Eintritt in eine Abwärtsspirale, aus der es dann oft kein Entkommen gibt.

Haltung der Führungskräfte

Die Ebene der Führungskräfte stellt den verlängerten Arm der Geschäftsführung dar und bildet die Schnittstelle zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern. Ebenso wie die Geschäftsführung wird die Haltung und Einstellung der Führungskräfte von den Mitarbeitern aufmerksam beobachtet und anhand der Konsistenz von Worten und Taten beurteilt. Die Führungskräfte sind daher nicht nur Vorbilder im Bereich von Haltung und Einstellung, sondern bilden auch durch die eigene Handlung eine wichtige Größe.

Haltung der Mitarbeiter

Die Mitarbeiter in allen Bereichen, bis hinzu vermeintlich niedrigen Arbeiten am Band oder in der Logistik, sind die Menschen, die den direkten Zugriff auf die wertschöpfenden Aktivitäten haben. Deshalb wird es als achte Verschwendungsart bezeichnet, dieses Wissen und die verbundene Erfahrung nicht zu nutzen. Die Personengruppe nicht in die Veränderungen und Verbesserungen einzubeziehen, heißt im Bild des Körpers zwar Kopf und Arme, aber nicht die Hände zu nutzen und damit Verbesserungen nicht greifbar zu machen. Es geht also Potenzial gleich zweifach verloren. Gelegenheiten werden vor Ort nicht erspürt und können dann auch nicht ergriffen werden. Ein bemerkenswerter Grundgedanke zum Menschenbild und der damit verbundenen Haltung und Einstellung kommt auch im Toyota Way zum Ausdruck: “Wir bauen nicht nur Autos. Wir entwickeln Menschen, die Autos bauen.

Wie schon erwähnt, ist es wichtig, dass allen Personengruppen im Unternehmen bzw. der Organisation die gleiche Wertschätzung entgegengebracht wird. Ebenso wichtig ist es, dass alle drei Personengruppen ihrerseits dem KVP die gleiche positive Haltung und Einstellung entgegenbringen, um gemeinsam Verbesserungen zu identifizieren, anzugehen und umzusetzen. Eine negative Einstellung der Sache und den Menschen gegenüber wirkt typischerweise selbstverstärkend und bestätigend, ebenso wie eine positive Einstellung.

Wie lässt sich nun eine positive Haltung schaffen, wenn sie zu Beginn nicht vorhanden ist? Eine Grundlage dabei ist Vertrauen, das den Menschen und der Sache entgegengebracht wird. Das heißt auch, dass nicht sofort eine Gegenrechnung aufgemacht wird, weil diese berechnende Erwartungshaltung genau das Gegenteil von Vertrauen ist. Ein nacktes berechnendes Verhalten wird typischerweise mit genau derselben Einstellung beantwortet und führt damit nicht zum Ziel. Die positive Grundhaltung ggü. anderen ist der Grundgedanke des Lean-Prinzips “Respect for People”. Dieses Prinzip bedeutet nicht, “wir haben uns alle lieb” und in Friede, Freude, Eierkuchen zu versinken. Es bedeutet, von anderen Menschen eine positive Grundeinstellung anzunehmen und zu erwarten, von ihnen anzunehmen und zu erwarten, dass sie Leistung erbringen wollen, und dass mögliche Hürden davor einfach als solche angenommen und nicht gleich als böser Wille abgetan werden.

Der Ausgangspunkt ist das situationsbedingte Vertrauen und das Bewusstsein des gemeinsamen Agierens in einem System und den dadurch definierten Situationen mit ihren Abhängigkeiten. Dieses Bewusstsein kann im ersten Ansatz durchaus egostischer Natur sein. Wenn es sich mit dem Bewusstsein des gemeinsamen Systems und der resultierenden Abhängigkeit paart, ist es der Beginn eines vertrauensbasierten Zusammenwirkens.

Frage: Wo bringen sich in Ihrem Unternehmen die Menschen nicht die gleiche positive Haltung für einander und den KVP auf? Welche Chancen werden dadurch verpasst? Wie könnte sich die Einstellung verbessern lassen?

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.