Für mich hat das Thema Wertschätzung durch die Lean-Brille vier Aspekte (mal wieder ;-) die sich an Personengruppen im Kontext Unternehmen orientierten.
Die ersten drei Personengruppen bilden Stakeholder in der Wertschöpfungskette jedes Unternehmens und die vierte Gruppe bildet sich aus dem größeren Rest.
Wertschätzung für Kunden
Das die Wertschätzung des Kunden ganz oben auf der Skala steht, muss ich hier wohl nicht weiter betonen. Wichtig ist dabei, dass das wirklich ernstgemeint ist und nicht nur ein Lippenbekenntnis darstellt, wie das leider immer wieder anzutreffen ist. Zu dieser Wertschätzung gehört nicht nur die naheliegende Ausprägung durch Produkte und Leistungen, die nachgefragt werden, sondern auch der Umgang mit Kunden in Service- bzw. Kundendienstsituationen, die keinen direkten Geldfluss auslösen bzw. zur Folge haben. Das beginnt oft schon bei den Telefon-Hotlines und den Ansagen, Wertschätzung drückt sich in meinen Augen nicht durch die Plattitüde aus „Ihr Anruf ist uns wichtig”, sondern in der Fokussierung auf die Flusseffizienz und dem kontinuierlichen Bestreben, diese zu verbessern.
Wertschätzung für Mitarbeiter
Respect for People ist ein zentrales Prinzip im Lean Management. Dazu gehört auch die Coaching-Rolle, die Führungskräfte im Rahmen der Coaching-Kata zur Förderung der Verbesserungs-Kata einnehmen. Das Fundament für diese Form der Wertschätzung ist bereits in den 1940er-Jahren im Training Within Industry gelegt worden. Dort kommt das in den folgenden Prinzipien zum Ausdruck.
- Wenn der Mitarbeiter nicht gelernt hat, hat der Ausbilder nicht gelehrt.
- Führungskräfte schaffen Resultate nur durch Menschen.
- Menschen müssen als Individuen behandelt werden.
Diese Prinzipien gelten grundsätzlich für alle drei Personengruppen, spielen aber bzgl. der Mitarbeiter und deren Abhängigkeit eine besondere Rolle.
– Artur Schopenhauer
Wertschätzung für Lieferanten
Eine letztlich ähnlich hohe Bedeutung wie den anderen beiden Gruppen in der Wertschöpfungskette haben die Lieferanten. Zum Ausdruck kommt die Wertschätzung im Prinzip der Lieferantenentwicklung, bei der eigenes Wissen und zugehörige Methoden weitergegeben werden, um gemeinsam besser zu werden. Natürlich hat die Lieferantenentwicklung auch einen Selbstzweck für reibungslose Abläufe und Prozesse. Trotzdem sollte sie auf der Basis einer grundsätzlich positiven Einstellung stehen und auf dem Verständnis gegenseitiger Abhängigkeiten beruhen. Nur in diesem Fall entsteht echte Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel, statt laufende versteckte Suche erhaltenen Druck bei nächster passender Gelegenheit heimzahlen zu können.
Wertschätzung für Gesellschaft und Umfeld
Die Wertschätzung endet nicht bei den direkt beteiligten Partnern in der Wertschöpfungskette, sondern bezieht den „Rest“ ebenfalls mit in das Agieren des Unternehmens mit ein. Reinem Fokussieren auf den klassischen Shareholder-Value kann mittlerweile das Zitat von Jack Welch, als einem der ursprünglichen glühendsten Verfechter, entgegengehalten werden, als er später darüber sagte, der Shareholder-Value sei „the most dumbest idea in the world”. Diese Einstellung kann nun auch grundsätzlich vom rein wirtschaftlichen Wert gelöst werden und endet dann bei den Prinzipien der CSR (Corporate Social Responsibility), welche letztlich allumfassend ist und neben ökonomischen Aspekte auch die ökologischen Aspekte einbezieht, da sich daraus letztlich wieder soziale Auswirkungen auf alle Menschen – im Grunde auch über die Lebenszeit des Einzelnen hinaus – ergeben.
Als Fazit lässt sich sagen, dass der Kontinuierliche Verbesserungsprozess Einfluss auf alle Ausprägungen der Wertschätzung hat und sich auch nicht singulär auf einen Teilaspekte beschränken bzw. fokussieren darf, weil es sonst zu einer Schieflage in der ein oder anderen Form kommen wird, welche dann wieder Rückwirkungen auf die Wertschöpung hat. Wertschätzung in den geschilderte Formen ist also kein Widerspruch zu wirtschaftlichem Handeln, sondern vielmehr die Grundlage allen wirtschaftlichen Handelns.
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