KVP – eine Frage des Systems

System

Bei der Vielzahl der Fragen, die in den letzten Artikeln diskutiert wurden, sollte klar sein, dass der Kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) nicht nur aus einzelnen Elementen oder Komponenten besteht, sondern diese ein System bilden. Dieses System erkennen Sie auch durch die vielen Verlinkungen in diesem Beitrag. Damit stellt sich zu Beginn erstmal die Frage, was ein System ist und wie dieses charakterisiert ist. Daraus ergeben sich dann auch die Wechselwirkungen, die für einen erfolgreichen Einsatz des KVP wichtig sind.

System = Elemente + Beziehungen

Systeme bestehen aus Komponenten, die miteinander in Beziehung stehen und sich in ihrer Gesamtheit gleichzeitig von der Umwelt abgrenzen. Die Beziehungen zwischen den Komponenten können dabei wiederum auch als Komponenten betrachtet werden.

Dadurch entsteht gleich die nächste Frage, nämlich nach den Komponenten. Dies sind einerseits greifbare “Dinge” wie die Menschen (Führungskräfte, Mitarbeiter, sonstige Stakeholder) aber auch abstrakte Dinge wie Methoden, Techniken. Werkzeuge als Systemkomponenten können dabei ebenso greifbarer wie abstrakter Natur sein. Auch die Kommunikation zwischen den Menschen als ein Beziehungsaspekt bildet eine Komponente des Systems KVP.

Mit dieser Auflistung sollte klar sein, dass der KVP nicht nur ein kompliziertes sondern auch ein komplexes System bildet (in einem anderen Artikel habe ich die Abgrenzung kompliziert vs. komplex beschrieben). Einfacht ausgedrückt ist es nicht möglich, ein komplexes System durch einfaches Zergliedern und Beschreiben der Einzelteile zu erfassen und charakterisieren.

System = Logische Ebenen

Zur Beschreibung eines Systems können auch die logischen Ebenen des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP) nach Robert Dilts eingesetzt werden. Diese sechs Ebenen charakterisieren sich wie folgt:

  1. Umfeld, Umwelt, Kontext: Im Fall des KVP umfasst diese Ebene das Unternehmen, die Menschen innerhalb (ggf. auch außerhalb) des Unternehmens, seine Aufbau- und Ablauforganisation. Auch die Umwelt und das Umfeld des Unternehmens (Gesellschaft, Wirtschaft, Markt, Kunden, Mitbewerber usw.) üben Einfluss auf dieser Ebene aus.
  2. Verhalten: Vorallem die Menschen im System zeigen Verhalten (wie auch mit Kommunikation, man sich nicht nicht verhalten, also man kann nicht kein Verhalten zeigen), das Einfluss auf den KVP hat. Dieses Verhalten drückt sich zum Beispiel in der Mitwirkung bei KVP-Runden aus, bei den Verbesserungsvorschlägen, bei der Ursachenanalyse, bei der Lösungsfindung, aber auch ggü. anderen Beteiligten im KVP.
  3. Fähigkeiten: Hier sind sowohl die Fähigkeiten der einzelnen Menschen relevant aber auch die Fähigkeiten, die sich durch Prozesse und andere abstrakte Komponenten ergeben. Relevante Fähigkeiten ergeben sich durch die KVP-Werkzeuge, aber auch auf einem abstrakten Niveau die Routine ebenso wie die Flexibilität.
  4. Werte, Glaubenssätze: Bei den Werten spielen auch kulturelle Aspekte des KVP hinein und beeinflussen sein System. Auch die Haltung der Menschen und das Vertrauen untereinander sind Bestandteile des Systems KVP. Ein wichtiger Erfolgsfaktor von KVP sind die Glaubenssätze über ihn, speziell die negativen: “Das funktioniert bei uns nicht”, “Bei uns ist alles ganz anders”, usw.
  5. Identität, Selbstbild: Diese beiden Aspekte erhalten im KVP-Umfeld ihre Bedeutung in der Einstellung und Haltung der Beteiligten gegenüber dem KVP und ihre Rolle darin.
  6. Vision: Auf der Visionsebene spielt der Zweck und der Nutzen des KVP die zentrale Rolle.

EbenenWie es für ein System selbst­verständlich ist und schon genannt wurde, bilden die Bezie­hungen zwischen den Komponenten auch Teile des Systems. Auch zwischen den logi­schen Ebenen bestehen Bezie­hungen in Form von Wechsel­wirkungen. Das heißt Ausprä­gungen auf einer bestimm­ten Ebene X üben Einfluss auf die benach­barten Ebenen aus, ebenso wie diese Ebenen das wieder rück­wirkend auf die Ebene X tun. Das bedeutet außerdem, dass bei Veränderungen es nicht ausreichend ist, eine Ebene alleine zu betrachten.

System = Abgrenzung

Abschließend stellt sich bzgl. dem System KVP natürlich noch die Frage nach der Abgrenzung, da dies ein wichtiges Merkmal von Systemen ist. Gleichzeitig ist genau diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Die Grenze des KVP kann sicherlich nicht einfach an den Unternehmensgrenzen gezogen werden. Es ist durchaus denkbar und gepflegte Realität, dass auch Lieferanten in den Verbesserungsprozess einbezogen werden. Da der KVP bspw. auch im Rahmen von Zertifizierungen zum Tragen kommt, endet auch hier der KVP nicht an den Unternehmensgrenzen, weil die Zertifizierung immer auch eine Außenschau ist und Kriterien von außen an das Unternehmen herangetragen und damit ein Stück weit auch Teil des Systems werden.

Frage: Was sind in Ihrem Unternehmen die Komponenten im KVP-System? Wie wirken sie zusammen? Erzielen sie die gewünschten Resultate?

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