KVP – eine Frage nicht nur der Werkzeuge

Werkzeuge

Natürlich sind Werkzeuge wichtig. Der Mensch ist auch durch seine Fähigkeit Werkzeuge zu nutzen und weiterzuentwickeln zu dem geworden, was er heute ist. Nur durch seine Werkzeuge ist er in der Lage, körperliche Defizite auszugleichen und letztlich durch die Werkzeuge über sich selbst und seine eingeschränkten körperlichen Möglichkeiten hinauszuwachsen. Werkzeuge können dabei nicht nur physische Gegenstände sein, vom Hammer, Zange und Meißel bis zum Bagger und darüber hinaus, sondern auch abstrakte Werkzeuge im Sinn von Methoden und Techniken. Gleichzeitig birgt der Fokus auf die reine Nutzung von Werkzeugen auch eine gewisse Gefahr von den eigentlichen Zielen abzukommen und ein blindes Vertrauen in die “Technik” zu etablieren.

Die Benützung einer Säge und eines Hobels macht aus mir noch lange keinen Schreiner und erst recht keinen guten. Selbst die vermeintlich perfekte Nutzung der Werkzeuge ist nicht ausreichend, um als Schreiner erfolgreich zu sein. Dazu kommt noch die Notwendigkeit über die Nutzung der Werkzeuge hinausdenken zu können und das Möbel sehen zu können, noch bevor es entstanden ist. Und selbst diese Fähigkeit reicht noch nicht aus. Der Schreiner wird letztlich immer scheitern, wenn er nicht in der Lage ist, zu erkennen, zu verstehen und darauf einzugehen, was seinem Kunden wichtig ist. Dazu gehört auch auf geeignete Art und Weise mit ihm zu kommunizieren, um mit ihm gemeinsam dessen Wünsche herauszuarbeiten. Und dann realisierbare Produkte mit dem gewünschten Nutzen zu definieren und zu schaffen.

Der perfekte Umgang mit Werkzeugen in den Belangen eines Handwerks ist auch noch lange keine Garantie, dass dies auch in anderen Branchen und mit anderen Werkzeugen gelingt. Selbst ein multifunktionales Werkzeug wie ein Pinsel macht aus einem guten Maler (im Sinne und ohne Wertung eines Anstreichers) noch keinen Künstlers, der letztlich physikalisch auch nichts anderes macht, als mittels Farbe einen Gegenstand (in der Regel eine Leinwand) nach seinen Vorstellungen neu zu gestalten. Und selbst der Künstler wird wie der Handwerker scheitern, wenn er nicht den Geschmack seines Publikums bzw. der Käufer trifft.

Vergleichbare Gedanken sind auch für den Kontinuierlichen Verbesserungsprozess zutreffend. Auch hier ist die Beherrschung der Werkzeuge nur eine notwendige Bedingung. Gleichzeitig ist es aber keine hinreichende Bedingung für den Erfolg des KVP. Auch die perfekte Nutzung der Werkzeuge einer “fachlich-technischen” Disziplin ist keine Gewähr, dass dies auch für die Nutzung der KVP-Werkzeuge zutrifft. Auch hier hat der Umgang mit den Menschen und ihre Einbeziehung in die Verbesserungs- und damit Veränderungsprozesse den entscheidenden Einfluss auf den Ausgang. Dies gilt sowohl für die direkten Veränderungen im Zuge des KVP als auch die Veränderungen, die sich durch die Einführung des KVP ergeben. Erst die angemessen optimale Kombination der Fertigkeiten stellt den Erfolg sicher.

Ein bewährtes Werkzeug des KVP ist 5S (5A), das auch auf die Produktentwicklung übertragen werden kann. Auch bei diesem Werkzeug ist es wichtig, dass es nicht nur kommentarlos angewendet wird. Die Ergebnisse sind deutlich besser, wenn die Mitarbeiter nicht nur betroffen sind, sondern durch eine integrierte Schulung darauf vorbereitet werden.

KVP ist also eine Frage nicht nur der Werkzeuge, sondern auch eine Frage der Einbeziehung des Menschen. Dies kommt in der Frage der Kultur, der Haltung und des Vertrauens zum Ausdruck, ebenso wie in der Kommunikation mit den Beteiligten. Welche Fragen im KVP noch relevant sind, lesen Sie in den nächsten Artikeln.

Frage: Wo erkennen Sie in Ihrem Umfeld Tendenzen der zu starken Fokussierung auf Werkzeuge im KVP? Welche Reaktionen ruft das bewusst oder unbewusst bei den beteiligten Menschen hervor?

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PS: In mein Manifest habe ich ein interessantes Youtube-Video integriert. Es zeigt einen wunderbaren Fall wie Lean, Kaizen & Co. auch in Non-Profit-Bereichen einen richtig großen Unterschied bspw. im Leben von notleidenden Menschen machen kann. In vielen Fällen außerhalb klassischer Produktionsszenarien stehen wir da noch ganz am Anfang.

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