Warum eine kurze Durchlaufzeit schaden kann

Durchlaufzeit

Oh nein, nicht schon wieder!

Wird jetzt vielleicht der ein oder andere Leser jetzt denken oder ausrufen. Schließlich ist es ja nicht der erste Artikel zu dem Thema [1] [2].

Und jetzt auch noch die Aussage, dass eine kurze Durchlaufzeit schaden kann.

Das werd' ich wohl erklären müssen.

Wie üblich hängen meine Denkanstöße vom Kontext ab. In diesem Fall geht es um die Durchlaufzeit zwischen einer Problemerkenntnis und der Problemlösung.

Ja, wieso soll da eine kurze Durchlaufzeit schädlich sein? Da muss ich wohl noch weiter ausholen und das Szenario detaillierter beschreiben.

Gesetzt den Fall, Sie sind eine Führungskraft und ein Mitarbeiter kommt mit der Schilderung einer Problemsituation zu Ihnen. Wem ist es da jetzt noch nie passiert, dass man aus der Hüfte eine Lösung geschossen hat?

Wenn die Lösung nicht zum Problem passt, dürfte die These der schädlich kurzen Durchlaufzeit sicherlich außer Frage stehen.

Aber es könnte ja sein, dass die Lösung zu 100 % zum Problem und sogar die zugrundeliegenden Ursachen berücksichtigt.

Und trotzdem bleibe ich bei meiner Aussage, dass eine kurze Durchlaufzeit hier schädlich sein kann.

Aufgrund der schnellen Problemlösung durch die Führungskraft können sich folgende Konsequenzen ergeben.

Der Mitarbeiter hat möglicherweise unbewusst gelernt, dass die Führungskraft eine gute Problemlöserin ist und wird zukünftig mit Problemen wieder zu ihr kommen. Die eigene Problemlösungskompetenz des Mitarbeiters wird dadurch sicherlich nicht ausgebaut, sondern wahrscheinlich sogar vermindert. Vielleicht überspitzt ausgedrückt, kann sich dadurch sogar eine erlernte (oder gelehrte) Unselbstständigkeit entwickeln.

„Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen, und fünfzig, um schweigen zu lernen.“

– Ernest Hemingway

Vielleicht hatte der Mitarbeiter eine eigene Idee zur Problemlösung, konnte die aber gar nicht äußern, weil die Lösung durch die Führungskraft sofort im Raum stand.

Vielleicht wich der Lösungsansatz des Mitarbeiters sogar von dem der Führungskraft ab.

In beiden Fällen wird dem Mitarbeiter jetzt die Entwicklungsmöglichkeit genommen.

Nicht, dass ihn das jetzt wirklich aktiv stören würde.

Machen wir uns doch nichts vor, das würde uns so auch nicht stören. Letztlich sind Menschen immer sich selbstoptimierende Wesen. Warum sollte man jetzt wirklich traurig sein, wenn man sich die Denkenergie einer eigenen Lösung sparen kann? Ein Lösung, von der man anfänglich unter Umständen selbst nicht weiß, ob sie funktionieren wird.

Oberflächlich betrachtet kommt man auch wieder zurück ins Tagesgeschäft, deren Wertigkeit von außen vielleicht auch höher beurteilt wird, wie sich den Kopf über Probleme zu zerbrechen (Taylorismus lässt grüßen).

Vielleicht wird auch die Führungskraft danach bewertet, wie schnell sie Probleme lösen kann. Vielleicht hat sie die schnelle Problemlösung sogar erst in die Führungsrolle gebracht.

Egal wie man das Blatt dreht und wendet, eine schnelle Problemlösung (durch die Führungskraft) birgt immer die große Gefahr, dass Entwicklungsmöglichkeiten der Mitarbeiter verloren gehen.

Theoretisch könnte man sogar so weit gehen, dass sie gar nicht mehr notwendig sind.

Was sind jetzt aber die Konsequenzen?

Die Führungskraft wird unersetzbar.

Ist doch toll, oder?

Es verbietet sich damit aber wahrscheinlich auch, dass sie sich selbst über die bestehende Position hinaus weiterentwickelt.

Und sie wird früher oder später zum Flaschenhals werden, auch bei der Problemlösung.

Mehr Worte muss ich jetzt darüber nicht verlieren, oder?

Nur vielleicht noch das: Das Modell der Toyota Kata von Mike Rother ist guter Ausweg aus diesem Dilemma.

Wenn Sie wissen möchten, wie das funktioniert, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

[1] Warum die Durchlaufzeit keine gute Kennzahl ist
[2] KVP – eine Frage der Durchlaufzeit

Frage: Welche Situationen kommen Ihnen in den Sinn, in denen eine kurze Durchlaufzeit schädlich sein könnte? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Was wären mögliche Alternativen?

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