Wo es Parallelen zwischen Lean und Sport gibt

Sport

In diesem Artikel will ich ein paar Aspekte vorstellen, die im Sport praktisch außer Frage stehen, weil sie wichtige Erfolgsfaktoren sind und deshalb eingehalten werden. Dabei sollte man aber auch bedenken, dass es sich nicht um Erfolgsgarantien handelt. Das heißt, wenn sie eingehalten werden, ist der Erfolg trotzdem nicht sicher. Wenn sie allerdings missachtet werden, ist dagegen der Misserfolg eine konsequente Folge daraus. In der Mathematik unterscheidet man deshalb zwischen notwendigen und hinreichenden Kriterien.

In der Wirtschaft, in Unternehmen und in spezieller Form auch im Lean Management gelten im Grunde ähnliche Prinzipien, trotzdem wird oft gegen diese verstoßen und dann ergeben sich entsprechende Konsequenzen.

Was sind also ein paar dieser Erfolgsfaktoren und wie lassen sich diese auf Lean & Co. übertragen? Da schon die Missachtung eines einzelnen Punktes praktisch ein sicherer Misserfolgsfaktor ist, stellt die Reihenfolge in der folgenden Liste auch keine Priorisierung dar.

  • Kontext
  • Fortschrittsmessung
  • Üben
  • Coaching
  • Basics

Kontext

Der Begriff Kontext kann sowohl im Sport als auch bei Lean & Co. sehr weitgefasst betrachtet werden. Es geht dabei um die geeignete Umgebung und ein geeignetes Umfeld, um die geeignete Ausrüstung aber auch die geeigneten Fähigkeiten (um den Faktor Mensch nicht zu vernachlässigen).

Auch hier gilt die Wechselwirkung zw. Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren, ohne aber ggf. vorhandene Misserfolgsfaktoren (bzw. fehlende Erfolgsfaktoren) als Ausrede zu nutzen, sondern sich Gedanken zu machen, wie diese verhindert oder neutralisiert bzw. im Falle von Erfolgsfaktoren geschaffen werden können.

Letztlich kann man den Begriff Kontext auch auf Prozesse abbilden, um deren Optimierung sich im Lean Management alles dreht. Gleichzeitig sollte klar sein, dass in einem ungünstigen Kontext bezogen auf ein definiertes Ziel selten eine gute Leistung erbracht werden kann, weder im Sport noch in einem wirtschaftlichen Bezug.

Fortschrittsmessung

Spontan fällt mir hier keine Sportart ein, die ohne irgendeine Form der Fortschrittsmessung auskommt. Als erstes fallen einem wahrscheinlich die Spielergebnisse oder Tabellenstände ein. Im Lean Management aber auch allgemeinen Wirtschaftskontext spricht dabei von Ergebniskennzahlen. Da sie jedoch laufend erfasst werden und nicht erst nach dem Abpfiff für alle Beteiligten offen dargestellt werden, sind es primär Kennzahlen einer Fortschrittsmessung, die sekundär zum Schluss auch das Ergebnis darstellen.

Wirklich erfolgreich wird man allerdings nur sein, wenn man den Fortschritt eben auch schon auf dem Weg zum Endergebnis misst. Dann kann dann der Spielstand sein, aber im Grunde noch wichtiger sind Kennzahlen, die auch in den Phasen außerhalb des Wettbewerbs den Fortschritt auf dem Weg zu einem Ziel messen und nicht erst im Wettkampf mögliche Defizite und Potenziale zur Verbesserung aufzeigen. Auf diesen Aspekt „außerhalb“ werde ich im nächsten Abschnitt noch eingehen.

„Der große Sport fängt da an, wo er längst aufgehört hat, gesund zu sein.“

– Bertolt Brecht

Üben

Der Punkt Üben bzw. Übung oder Training soll hier im Kontrast zum Wettbewerb betrachtet werden. Die meiste Zeit seines Sportlerlebens dürfte ein Sportler außerhalb des Wettbewerbs aktiv sein. Er wird sich mit gezieltem Training und Übungen beschäftigen, evtl. auch gegen die Zeit laufen oder an einem vergleichbaren Ziel messen (s.o. bzgl. Fortschrittsmessung), aber es wird keine echte Konkurrenzsituation auftreten.

Warum sollte dann ein innerbetrieblicher Wettbewerb sinnvoll sein? Welchen Sinn ergibt ein Konkurrenzdenken zwischen Abteilungen oder den Abschnitten entlang eines Wertstroms? In meinem Augen sollten Führungskräfte auf allen Ebenen danach streben, dass sich die Kreativität und die Energie aller Beteiligten auf den Nutzen und die Wertsteigerung für den Kunden konzentriert. Im Gegensatz zum Sport – bei dem der Nutzen die Unterhaltung der Zuschauer sein dürfte – gilt das im Grunde auch für die Umgang mit Wettbewerbern. Dabei kann durchaus danach gestrebt werden, eine bessere Leistung für die Kunden als die Konkurrenz zu bieten, der Nutzen für den Kunden liegt aber nicht darin, eben diesen aus dem Auge zu verlieren und sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren und dafür Energie aufzubringen, die dann wiederum vermutlich für die eigentliche Leistungserbringung fehlt.

Coaching

Mit dem Aspekt Üben ist auch die Coaching-Unterstützung verbunden. Dazu gehören auch Elemente des Trainings, also sowohl die Hilfe zur Selbsthilfe in Form von Fragen (Coaching), um mittels Reflexion Lernerfahrungen anzustoßen, als auch die Vermittlung praktischer Fähigkeiten, bspw. im Rahmen von Arbeitsunterweisungen basierend auf Tätigkeitsanalysen zur Schaffung von Arbeitsstandards auf Basis der Job Instruction Methodik aus dem Training Within Industry.

Entscheidend ist die aktive Begleitung der Übung, um gezielt Fähigkeiten aufzubauen und gleichzeitig schlechte Angewohnheiten, also die suboptimale Durchführung von Tätigkeiten aber auch Denkprozessen, zu vermeiden. Zu letzterem gehört bspw. auch die Lösungssuche oder gar ergriffene Maßnahmen bevor Klarheit über das Problem besteht (auch im Sinne des anzustrebenden Ziel-Zustands) und mögliche Ursachen noch im Dunkeln liegen.

Basics

Eng mit dem letzten Punkt des Coachings verknüpft, ist der Aspekt der Basics und das Bewusstsein darüber. Auch wenn die damit verbundene Detailorientierung manchmal schon verpönt erscheint, sind die zugrundeliegenden Routinen und Gewohnheiten gleichzeitig ein wichtiger Erfolgsfaktor. Das darf dabei aber nicht bedeuten, dass der Blick für das Ganze und die Beiträge der Basics dazu ignoriert werden.

Im Golf oder Tennis ist es bspw. der Schwung der Armbewegung. Kaum ein ernstzunehmender Profi in diesen beiden exemplarischen Sportarten wird darauf verlassen, dass alleine die Wiederholung der Bewegung die richtige Ausführung garantiert. Dann sollten wir das im Bereich von betrieblichen Tätigkeiten oder Verbesserungsprozessen auch nicht machen. Das ist dann das, was die Kopplung von Coaching und den Basics ausmacht, in Form des A3 Managements, der Fragen der Coaching-Kata, aber auch die Hintergründe der sieben Verschwendungsarten oder der 5S, die Zusammenhänge zwischen Mura, Muri und Muda u.v.m.

Die Wichtigkeit der kleinen Dinge und Details kommt auch darin zum Ausdruck, dass Arbeitsunterweisungen nach der Job Instruction Methodik auch immer anhand der schriftlichen Arbeitsaufschlüsselungen auf den Tätigkeitanalyseblättern durchgeführt werden. Auch wenn ich die Tätigkeit im Schlaf beherrsche, kann ich sonst Arbeitsstandards und deren Wichtigkeit nicht glaubhaft vermitteln, wenn ich das selbst nicht entsprechend vorlebe.

Wenn Sie wissen möchten, wie die genannten und andere Aspekte in Training Within Industry zusammenwirken, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Wie fördern Sie die Erfolgsfaktoren in Ihrem Verantwortungsbereich? Wie vermeiden Sie Misserfolgsfaktoren? Wie halten Sie beide Aspekte in der notwendigen Aufmerksamkeit? Und ausnahmsweise als Bonus (schiere Neugier): Welche Parallelen kommen Ihnen noch in den Sinn?

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