Wo KI im Lean Kontext nützliche Impulse setzen kann

KI

Durch den gezielten und bedachten Einsatz von KI-Instrumenten – im Kontext dieses Artikels textuell generativer KI wie ChatGPT – können in meinen Augen nützliche Impulse impliziert werden. Allerdings sollten dazu einige Randbedingungen berücksichtigt werden.

KI kann nicht die menschliche Kreativität und das spezifische Fachwissen der beteiligten Personen ersetzen. Letztlich beruhen die KI-Impulse immer nur auf den menschlichen Grundlagen. Sei es das irgendwann antrainierte „Wissen“ der KI, seien es die Prompts, die dieses „Wissen“ abfragen oder sei es die Bewertung und Adaption der typischerweise abstrakten und neutralen Antworten der KI auf konkrete Situationen.

Aber es kann durchaus Situationen geben, in denen der Einsatz von KI Vorteile hat, die durch eine Erhöhung menschlicher Mitwirkender so nicht erbracht werden kann, zumindest nicht in vergleichbarer Zeit und zu vergleichbaren Kosten.

Eine Möglichkeit sind beispielsweise Brainstormings, wie sie zu Beginn der Erstellung eines Ursache-Wirkungs-Diagramm notwendig ist. Dabei ist ChatGPT in der Lage in deutlich kürzerer Zeit und mit deutlich größerem Umfang Vorschläge für mögliche Ursachen zu liefern. Darauf aufbauend kann ChatGPT auch mögliche Wirkungsketten aufzeigen (5x Warum).

Ein Vorteil im KI-Einsatz liegt dabei in der nicht vorhandenen Selbstbeschränkung bei vermeintlich absurden Vorschlägen. Hier können auftretende Halluzinationen sogar einen Vorteil darstellen, weil sie Impulse liefern können, die ein Mensch wahrscheinlich voreilig verworfen hätte.

ChatGPT kann dabei auch als neutraler Impulsgeber wirken und vermeiden, dass die Neutralität eines Moderators auf dem Spiel steht. Dieser könnte möglicherweise auf Basis seiner Erfahrungen vergleichbare Beiträge liefern, läuft dabei aber immer Gefahr, dass er damit seine Moderatorenrolle verlässt.

Mit ChatGPT als Impulsgeber erhält er dagegen mehr Freiheiten, sich auf die Gruppendynamik zu konzentrieren, statt dem Drang zu verfallen, inhaltliche Durchhänger der Workshop-Teilnehmer kompensieren zu wollen.

„Um Wissen produktiv zu machen, müssen wir lernen, sowohl den Wald als auch den einzelnen Baum zu sehen. Wir müssen lernen, Zusammenhänge herzustellen.“

– Peter Drucker

Ähnliche Szenarien sind beim Einsatz im Rahmen von Fehlermöglichkeitseinflussanalysen (FMEA) möglich, wenn zu Beginn auch Brainstorming-Elemente zur Identifikation möglicher Fehlerszenarien wichtig sind. KI-Werkzeuge können auch bestehende bzw. zurückliegende Situationen schneller auswerten und daraus relevante Beiträge für einen aktuellen Fall ableiten.

Darüber hinaus sind mit Hilfe der KI auch unabhängigere (Erst-)Bewertungen der Risiken denkbar, ebenso wie der Entdeckungswahrscheinlichkeiten und Auswirkungen. Speziell beim Vergleich von Szenarien kann man der KI eine größere Neutralität zuschreiben, weil sie keinen menschlichen Vorurteilen unterliegt.

Trotzdem will ich damit nicht den Menschen als abschließende Entscheidungsinstanz ersetzen, sondern ihm an relevanten Stellen Hilfsmittel an die Hand geben, die typischerweise Geschwindigkeitsvorteile bieten und gleichzeitig Freiheitsgrade eröffnen, die bei eigener direkter Mitwirkung verborgen bleiben oder verhindert werden.

Ein weiterer Effekt, der auch beim Einsatz von KI auftreten kann, ist dabei nicht in ihr begründet, sondern im Menschen selbst. Dabei meine ich den Effekt des sozialen Faulenzens.[1] Auch dieser Effekt kann letztlich nur durch einen Menschen wahrgenommen und ihm entsprechend entgegengewirkt werden. Die bereits erwähnten KI-generierten Freiräume können dabei wieder genutzt werden, um diese negativen Effekte einzudämmen.

Zusammenfassend ist der Einsatz von KI und speziell Chatbots im Lean Kontext immer nur die Anwendung eines Werkzeugs. Den menschlichen Beitrag darf man dabei nie ignorieren [2], sei es zur Bewertung der Ergebnisse oder der Erzielung von Lernerfahrungen aus gemachten Versuchen. Man kann der KI zwar Trainingseffekte zuschreiben, aber die menschliche Reflexion darüber kann ich noch nicht erkennen.

[1] Soziales Faulenzen
[2] KVP – eine Frage nicht nur der Werkzeuge

Frage: Wo haben Sie im Lean Kontext schon KI eingesetzt? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Was haben Sie noch nicht ausprobiert?

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