Der Suchtfaktor im Lean Management

Suchtfaktor

In der Folge eines kürzlichen Blog-Artikels über Hintertüren im Lean Management[1] gab es auf LinkedIn eine Diskussion[2] über Metaphern im Lean-Kontext. In deren Rahmen kam dann auch der Begriff Sucht ins Spiel, welcher mich zu diesem Artikel inspiriert hat.

Bestimmte Suchtfaktoren standen auch schon in einem früheren Artikel im Mittelpunkt.[3] Während es dabei aber eher um Süchte fern von Lean ging, geht es jetzt um die Sucht nach Lean oder im Lean selbst.

Wenn man den Begriff Sucht verwendet, hat das in meinem laienhaften Verständnis immer etwas mit einem nicht kontrollierbaren Verlangen nach einer Sache, bzw. typischerweise der damit verbundenen, im weitesten Sinne körperlichen Erfahrung zu tun, die durchaus die extrem gegenüberliegenden Pole der Erregung einerseits und Ruhe andererseits einnehmen kann. Aber sind auch Freude und Schmerz denkbar, die dabei möglich sind und sich durch die Augen des Betrachters bzw. Betroffenen definieren.

Letztlich ist es im Kern immer die Befriedigung eines persönlichen Antriebs, der sich letztlich immer auf das Erlangen von Freude oder die Vermeidung von Schmerz (jeweils in der individuellen Definition aus dem Blickwinkel einer Person) zurückführen lässt.

Dieses Verlangen nach Mehr kann im Lean-Kontext kann sich auf die Vermeidung von unnötigen Aktivitäten beziehen (mit allen daraus resultierenden Dingen) ebenso wie auf die Überzeugung aller anderen irgendwie Beteiligten, dass Lean die coolste Sache der Welt ist und die Menschheit zugrundegehen, wenn die Prinzipien nicht in jedem denkbaren und undenkbaren Szenario befolgt werden.

Um mal nur zwei mögliche Ausprägungen anzudeuten.

Wie mit allen anderen Süchten auch, ist in meinen Augen die Lean-Sucht an sich gar kein Problem. Erst die Folgen aus einer Sucht für das jeweilige Umfeld und Unbeteiligte führen zu einem Problem. Die Beteiligten hab' ich da jetzt bewusst ausgenommen, weil das in meinen Augen halt die Süchtigen selbst sind. So lange es keine Folgen für Unbeteiligte gibt, fällt das für mich in das Prinzip Selbstverantwortung und eine Situation wird da erstmal zum Problem, wenn definitionsgemäß eine Lücke zwischen dem Ist-Zustand und dem gewünschten Ziel-Zustand besteht.

„Jeder soll nach seiner Façon seelig werden.“

– Friedrich der Große

Aber Lean wäre ja nicht Lean, wenn man mit einem Problem nichts anfangen könnte (hab' ich nicht grad von Sucht gesprochen ;-)

An dieser Stelle halte ich es jetzt für einen Fehler, wenn man versuchen würde, die Sucht-auslösende Sache selbst – also Lean – irgendwie zu verhindern. Wie mit anderen Süchten auch, ist es in meinen Augen zu kurz gegriffen, wenn man meint, dass die Sucht selbst schon die Ursache ist. Aber ich will jetzt auch nicht irgendwo in die psychologische Ebene abtauchen und habe auch nicht den Anspruch eine allgemeingültige Lösung anbieten zu können.

Wenn ich mal voraussetze, dass auch bei Lean-Junkies noch ein Rest menschlicher Intelligenz verblieben ist, sollte es ausreichend, die negativen Folgen für Unbeteiligte bewusst zu machen, um die Wirkungskette durch ein verändertes Verhalten zu unterbrechen.

Ein weiterer Weg besteht darin, die sicherlich unbestrittenen Fähigkeiten, die mit der Lean-Sucht einhergehen, in nützliche Bahnen zu lenken. Das kann aus eigenem Antrieb erfolgen aber auch von außen gesteuert werden.

Das ist dann auch die Situation, in der Führungskräften eine besondere Verantwortung zukommt. Die Lean-Sucht an sich ist dabei eben nicht das Problem, sondern eher das beispielhafte Auftreten in einer Kombination mit Narzissmus oder ähnlich toxischem Verhalten.

Das Maß der Dinge ist an dieser Stelle das Prinzip des “Respect for People”. Hier geht es immer auch um die individuelle Person und nicht um eine anonyme Masse, wie das auch für die Kundenzufriedenheit gilt und für mich in Mike Rothers Lean-Definition klar zum Ausdruck kommt: “Lean is the permanent struggle to better flow value to each customer”.

Dabei gilt aber auch wieder, dass man es (vermutlich) nie jedem Recht machen wird und schon die Beurteilung von Respekt eine höchst individuelle Definition des Empfängers ist.

Falls die ein oder andere Führungskraft jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlägt (im Sinne von um was soll ich mich denn noch alles kümmern), ist meine lapidare Antwort, dass das halt dazugehört (und ein Grund dafür, dass man ein paar Euro mehr aufs Konto bekommt).

Um jetzt den Bogen auf die LinkedIn-Diskussion zurückzuschlagen und noch eine Metapher zu bemühen, sehe ich mich einerseits als einen temporären Reiseführer in und durch die Lean-Welt und gleichzeitig auch als eine Art Lean-Dealer, der die Lean-Sucht jeweils in mindestens einer weiteren Person induzieren will (die dann ggf. meine Rolle übernimmt und als weiterer Multiplikator fungiert). Auch auf die Gefahr hin, dass ich dafür verflucht werde.[4]

Wenn Sie wissen möchten, wie man mit der Lean-Sucht sonst noch umgehen kann und sie sinnvoll nutzen kann, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

[1] Blog-Artikel Warum Lean Hintertüren braucht
[2] LinkedIn-Beitrag mit Kommentaren
[3] Blog-Artikel Wie Lean von Sucht befreien kann
[3] Blog-Artikel über Lean und Fluch

Frage: Welche Gedanken löst Lean als Sucht bei Ihnen aus? Welche Wirkung hat das auf andere? Wie gehen Sie damit um?

Sie können einen Kommentar hinter­lassen, indem Sie hier klicken.

Oder teilen Sie den Artikel, gerne mit Ihrem Kommentar, auf Ihrem bevorzugten Social-Media-Kanal und lassen andere an Ihrer Erkenntnis teilhaben.

Jetzt eintragen und Artikel/Denkanstöße zukünftig per eMail erhalten.

Artikel teilen auf ...

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.