Wo Variation überall auftreten kann

Variation

Der Umgang mit und im Kern die Reduktion von Variation ist nicht nur in Six Sigma, sondern auch im Lean Management ein wichtiges Thema.

Erst durch die Reduktion der Variation und die daraus resultierende Standards wird die Basis für zuverlässige Verbesserungen gelegt. Erst durch die Stabilität, d.h. die Abwesenheit von Variation, kann man wirklich sicher sein, dass sich aus Veränderungen echte Verbesserungen ergeben (haben).

Im Produktionskontext kann Variation an verschiedenen Stellen auftreten. Einerseits kann es Variation in Merkmalen bzw. Eigenschaften eines produzierten Teils sein, also die Abweichung von einem Sollwert bzw. die Schwankung innerhalb der zulässigen Toleranz.

Eine weitere Form der Variation und damit auch die Ursache für die geschilderten Unterschiede in den Merkmalen bzw. Eigenschaften sind Schwankungen im Produktionsprozess, in dem das betreffende Teil verändert wird.

Neben diesen Variationen können im übergeordneten Produktentstehungsprozess bzw. im vorgelagerten Produktentwicklungsprozess und darüberhinaus weitere Variationen auftreten, die eben teilweise ihre Ursachen außerhalb des Prozesses haben, mit denen aber trotzdem umgegangen werden muss.

Hier besteht der Wunsch nach Reduktion der Variation nicht direkt wg. der geschilderten Voraussetzung für zuverlässige Verbesserungen, sondern im Wunsch nach stabilen ebenso wie dynamisch robusten Prozessen und Prozessergebnisse, um spätere Nacharbeiten zu vermeiden, wie das ggf. auch innerhalb des Produktionsprozesses auftreten kann.

Der Unterschied liegt allerdings im deutlich ausgedehnteren zeitlichen Zusammenhang und entsprechenden Auswirkungen, die dann erst in späteren Phasen der Produktentstehung (oder sogar erst in der Service-Phase) auftreten, dort allerdings nicht nur zeitliche sondern damit verbunden auch gravierende kostenseitige Konsequenzen haben.

„Man tut immer besser, dass man sich grad ausspricht, wie man denkt, ohne viel beweisen zu wollen: denn alle Beweise, die wir vorbringen, sind doch nur Variationen unserer Meinungen, und die Widriggesinnten hören weder auf das eine noch auf das andere.“

– Johann Wolfgang von Goethe

Was sind nun typische Variationen in der Produktentwicklungsphase bzw. mit Einfluss darauf?

Allen Ward unterscheidet die folgenden Variationen.[1]

  • Im Konzept des Über-Systems eines Produkts
  • Im Konzept des Produktionssystems und dessen Ausführung/Umsetzung
  • In den Konzepten der Teilsysteme des Produkts
  • In der Marktgröße
  • In den Kunden
  • Im Gebrauch/Einsatz

In der Folge habe ich zwei der Variationsarten herausgegriffen. Ich denke, es sollte klar sein, dass die Auswirkungen auf die Produktentwicklung äußert umfangreich sein können und nicht nur in der Beschreibung den Rahmen dieses Artikels sprengt.

Variation im Konzept des Über-Systems eines Produkts

Dabei handelt es sich um mehr als das Marktumfeld des Produkts, sondern bezieht auch rechtliche, politische, gesellschaftliche und insgesamt daraus folgende regulatorische Aspekte mit ein (wie wir es aktuell in der Automobilindustrie erleben).

Variation durchkonkurrierenden Produkten/Geschäftsmodellen

Diese Form der Variation nennt Ward selbst nicht. Man könnte sie im Über-System des Produkts vermuten. Mir sind sie aber zu wichtig, um sie dort zu „verstecken“. Es sind die klassisch disruptiven Effekte, wie sie in der Vergangenheit in vielen Produkten und Dienstleistungen schon aufgetreten sind (Mobiltelefone, Cloud-Dienste, Online-Handel, Künstliche Intelligenz, um nur ein paar aufzuzählen). Sie haben dabei nicht nur Einfluss auf die Produkte/Dienstleistungen, sondern auch auf das notwendige Wissen und die erforderliche Erfahrung der beteiligten Personen.[2]

Es sollte klar sein, dass eine Produktentwicklung und die zugrundeliegenden Prozesse erst dann wirklich robust genannt werden können, wenn sowohl die entstehenden Produkte in ihrer Systemik und die Produktentstehungsprozesse, inkl. dem begleitenden Projektmanagement adaptiv auf die Variation umgehen können (man könnte es auch agil nennen ;-)

Gleichzeitig lässt sich dieser Umgang auf klassische Lean-Konzepte verdichten: Kundenorientierung (extern und intern), Definition des Wertstroms und jeweils die „Begegnung“ damit am Ort des Geschehens (in der Welt des externen und internen Kunden, im Markt, im Produkteinsatz und in der Produktentstehung).

Wenn Sie wissen möchten, wie Sie mit Lean Product Development mit diesen Formen der Variation umgehen können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

[1] Allen S. Ward: The Lean Product Development Skills Book
[2] KVP – eine Frage der Disruption

Frage: Welche Variation erleben Sie in Ihrem Produktentstehungsprozess? Was sind die Folgen daraus? Wie gehen Sie damit um?

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