Wo Mörtel im Lean Management zum Einsatz kommt

Mörtel

In einen kürzlichen Kata-Grundlagen-Workshop bei einem Kunden meinte der Betriebsleiter, die Toyota Kata sei die Weiterentwicklung des Lean Managements. In der folgenden Diskussion über diese Aussage ist bei mir das Bild einer Mauer aus Steinen entstanden. Die verschiedenen Lean Werkzeuge und Methoden sind dabei die Ziegel bzw. Bausteine.

Natürlich kann man eine Mauer auch nur aus den blanken Ziegeln bauen, mit etwas Geschick und Präzision beim Aufschichten erreicht man wahrscheinlich sogar ordentliche Höhen. Trotzdem sitzen die Ziegel eben sehr lose aufeinander und die Mauer ist dadurch anfällig gegenüber externen Einflüssen. Das muss nun gar kein Erdbeben sein, sondern es genügt schon etwas Winddruck, um das mühsam aufgerichtete Konstrukt schlagartig zum Einsturz zu bringen.

Das ist der Grund, warum die Pyramiden nach oben spitz zulaufen und der Mensch irgendwann vor Jahrtausenden den Mörtel erfunden hat. Durch die mittels dem Mörtel geschaffene Verbindung zwischen den Ziegeln entsteht eine deutlich höhere Stabilität, die nicht mehr nur auf Reibung und Massenträgheit beruht.

Auf den betrieblichen Kontext übertragen, kennen wir alle vermutlich Beispiele, bei denen Lean Management sich auf die Einführung und Anwendung einzelner Werkzeuge und Methoden beschränkt. Dabei ist es im Grunde egal, ob es sich um eher einfache Elemente wie die sieben Verschwendungsarten oder 5S handelt, oder ob es um umfangreichere Ansätze wie Rüst-Workshops, Wertstromanalysen oder ähnliches geht.

Immer wieder wird dann beklagt, dass die Aktivitäten keine Nachhaltigkeit haben, also dass erzielte Verbesserungen nicht beständig sind und einmal erreichtes Niveau nicht gehalten werden kann.

Dabei habe ich noch gar nicht über die besagten externen Einflüsse gesprochen, die auch im betrieblichen Kontext auftreten können. Manchmal sind es nur die kleinen, aber andauernden Winde des Tagesgeschäfts, die steifen Brisen und Böen des Wettbewerbsdrucks oder gravierendere Krisen durch erdbebenhafte Veränderungen im Markt, die an der mühsam aufgerichteten Mauer der Lean Methoden und Werkzeuge rütteln und diese immer wieder zum Einsturz bringen.

„Die meisten leben in den Ruinen ihrer Gewohnheiten.“

– Jean Cocteau

Nicht selten herrscht dann auch eine Form der Resignation, wenn die Mauer wieder eingestürzt ist und die Karawane zieht sprichwörtlich weiter zur nächsten erfolgversprechenden neuen Methode. Nur um dann dort festzustellen, dass es sich wieder um ein loses Gebilde aus aufgetürmten Steinen handelt, bei denen im Grunde nichts ineinandergreift.

Hier kommt jetzt meine Metapher des Mörtels in Form der Toyota Kata ins Spiel, die letztlich eine kraftschlüssige Verbindung zwischen den einzelnen Bausteinen darstellt. Die Verbindung entsteht dabei auch auf der menschlichen Ebene, indem einerseits durch die Verbesserungs-Kata die Elemente stärker ineinandergreifen und nach einem höheren Ziel gestrebt wird und andererseits, indem die beteiligten Personen durch die Coaching-Kata laufend an diesen übergeordneten Kontext erinnert und ein Stück weit auch daran gehindert werden, den Mörtel wieder wegzulassen, weil das bloße Aufschichten der Steine ohne den Mörtel dazwischen natürlich vordergründig einfacher ist und auch schneller geht.

Die Metapher geht in meinen Augen sogar noch weiter. Gerade weil der Mörtel in Form der Toyota Kata anfänglich einen Mehraufwand bedeutet, besteht die Gefahr, dass es dabei an der notwendigen Intensität, Sorgfalt und anfänglichen Geduld mangelt. Gerade eine Mauer mit Mörtel ist unter Umständen im frischen und noch feuchten Zustand sogar anfälliger gegen externe Belastungen. Da kann es schon reichen, wenn man sich in einer Arbeitspause dagegenlehnt. Die Mauer gerät dann ins Schwanken, weil sich der Mörtel noch nicht verfestigt hat.

Dann entsteht leicht der Eindruck, dass sich der ganz Aufwand mit dem Mörtel nicht gelohnt hat und es kommt dann zu den ebenfalls wohlbekannten Aussagen wie „hab' ich doch gleich gesagt“, „hatten wir schonmal probiert, hat da auch schon nicht funktioniert“.

Das ist dann der Zeitpunkt, wo es auf der Baustelle der Weitsicht eines Architekten, eines Bauingenieurs, eines Bauleiters bedarf, der weiß, dass diese anfänglichen Effekte eintreten können und trotzdem einfordert, dass weiter der Mörtel zum Einsatz kommt, um langfristig ein stabileres Bauwerk zu errichten, das mit losen Steinen nie möglich wäre. Im betrieblichen Kontext entspricht das der Unterstützung der Unternehmensleitung, mindestens jedoch der verantwortlichen Bereichsleitung.

Wenn Sie wissen möchten, wie die Toyota Kata in Ihrem Verantwortungsbereich Lean Management unterstützen kann, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Wo haben Sie schon den Kitt zwischen einzelnen Lean Elementen vermisst? Welche Folgen haben sich daraus ergeben? Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?

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