Ist Lean nur was fürs Unternehmen?

Lean

Möglicherweise erwarten Sie als Leser, dass ich jetzt was über Lean im persönlich-privaten Kontext erzähle, wie man Ordnung im Kleider- oder Küchenschrank, Keller oder Dachboden hält, wie man die Spülmaschine einräumt usw.

Auch wenn Lean-Konzepte hier eine wichtige Rolle spielen können, muss ich Ihre Erwartungen trotzdem enttäuschen, weil es mir in diesem Artikel um etwas ganz anderes geht.

Natürlich spielt Lean in der Unternehmenswelt, in den Geschäftsprozessen auf allen Ebenen und in allen Bereichen eine wichtige Rolle und man kann einiges auch in den privaten Kontext übertragen. Nicht zuletzt sind philosophische Aspekte ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Einführung und Umsetzung, weitaus wichtiger als Methoden und Werkzeuge.

Aber es geht immer auch um die Menschen, welchen Einfluss Lean auf sie als Individuen aber auch in Gruppen ausübt. Welche Vorteile sie daraus ziehen können, aber auch welche – auf den ersten Blick – negative Konsequenzen sich im Umgang daraus ergeben können.

Damit meine ich jetzt nicht mal, dass man als Berater Flüche aushalten muss [1]. Ein paar weitere Aspekte will ich in diesem Artikel aufzählen, damit zur Diskussion stellen und eine Reflexion anregen.

Lean kann auch die Basis oder ein Ausgangspunkt für eine berufliche Laufbahn sein, entweder von Anfang an so geplant (weil einem Lean bspw. schon im Studium begegnet ist [2]) oder an irgendeiner Stelle des Berufslebens. Manchmal ergibt sich daraus auch ein Hin-und-Her [3]. Manchmal entsteht daraus etwas völlig unerwartetes [4].

Aus diesen Entwicklungen können dann unerwartete Herausforderungen entstehen, vielleicht weil man Lean bisher immer nur aus einer bestimmten Richtung betrachtet hat.

Das kann nun ein sehr praktischer Blickwinkel sein, dass man sich stark auf den Einsatz von Methoden und Werkzeugen konzentriert, weil die berufliche Rolle das erfordert. Das muss nicht bedeuten, dass man die anderen Elemente ignoriert, nur haben sie nicht diese tägliche Präsenz.

„Alle Menschen bekommen immer das, worum sie bitten. Das Problem ist, dass sie, bevor sie es haben, nie wissen, worum sie gebeten haben.“

– Aldous Huxley

Oder man fokussiert sich stark auf die philosophische oder „weichen“ Elemente, bspw. die Weitergabe von eigenen Erfahrungen und die Unterstützung anderer in deren Lean-Entwicklung.

Dann besteht die Möglichkeit, dass die praktischen Elemente eher in den Hintergrund rücken, ohne dass man selbst dazu aktiv beiträgt.

Im „normalen“ betrieblichen Kontext besteht die Herausforderung sicherlich darin, dass der Arbeitstag nun mal nur eine bestimmte Anzahl von Stunden umfasst und sich diese oft mit dem so genannten Tagesgeschäft füllen. Die Einflussfaktoren darauf bewegen sich oft außerhalb des direkten eigenen Einflussbereichs.

Trotzdem kann einem Lean dabei Unterstützung leisten.

Ein Startpunkt kann es dabei sein, dass man für sich selbst einen persönlichen Nordstern festlegt. Dabei muss es nicht mal sein, dass Lean selbst in dessen Beschreibung so vorkommt.

Da ähnelt sich dann Lean im Unternehmenskontext wieder mit der persönlichen Situation. In meinen Augen sollte ein Unternehmen nicht danach streben, Lean zu sein (im Sinne eines Zustand), sondern sich immer der nie endenden Entwicklung dorthin bewusst sein.

In der Beschreibung des Unternehmens-Nordsterns wird also selbst Lean nicht auftauchen, trotzdem werden die Lean-Prinzipien auf dem Weg dorthin eine hoffentlich wichtige Rolle spielen.

Im persönlichen Kontext können dann Lean-Konzepte wieder ein wichtiges Hilfsmittel sein, um für sich eine Herausforderung zu definieren, diese anzustreben und mit kleinen Umsetzungsschleifen (PDCA-Zyklen) den Weg zu beschreiten.

Lean fördert also in diesem Kontext die persönlich-berufliche Entwicklung – vielleicht auf einer erstmal praktischen Ebene – und gleichzeitig kann diese mittels Unterstützung anderer (in beiden Richtungen) auch auf die eher weichen Faktoren ausgedehnt werden.

[1] Blog-Artikel: Warum Lean ein Fluch sein kann
[2] Podcast-Episode: Lean vor dem Berufsleben
[3] Podcast-Episode: Einmal Lean, Linie und zurück
[4] Kaizen 2 go 214 : Lean am Shopfloor

Frage: Welche Entwicklung und Wechselwirkung hat Lean in Ihrem Berufsleben ausgelöst? Wie sind Sie damit umgegangen? Was würden Sie heute vielleicht anders machen?

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