Auf den ersten Blick mag sich die Frage nach dem „Wozu“ ähnlich wie die Frage nach dem „Wieso“ und „Warum“ anhören. Dass die Frage nach dem „Warum“ sehr bedachtvoll gestellt werden muss, hatte ich schon in einem früheren Artikel und einer Podcast-Episode besprochen. Ein Aspekt sind dabei die möglichen Rechtfertigungen oder sogar Konflikte, die dadurch ausgelöst werden können. Es muss auch bedacht werden, dass die Warum-Frage sehr oft in die Vergangenheit gerichtet ist. Das mag durchaus seine Berechtigung haben, beispielsweise wenn darum geht, die Ursachen von Problemen (in der Vergangenheit) zu erkunden und dann in der Folge zu beseitigen. Deshalb bzw. dazu gibt es das nützliche Werkzeug des 5xWarums.
Eine bessere Lösung ist oft die Frage nach dem „Wozu“. Die Intension ist dabei zwar auch die Suche nach Begründungen, unter zeitlichen Gesichtspunkten ist die Frage allerdings in der Regel in die Zukunft gerichtet.
Neben den zeitlichen Aspekten besteht auch ein Unterschied im Fokus der Fragestellung. Während die Warum-Frage eine eher verengende Wirkung hat – d.h. je öfters die Frage gestellt wird, desto stärker wird der Wirkungskreis eingegrenzt, bis zum Schluss dann die eine Kernursache zutagetritt. Die Wozu-Frage hingegen weitet den Fokus bzw. verallgemeinert die Begründung.
– Niccolò Machiavelli
Der Duden erwähnt bei der Frage nach dem Wozu einen Zweck, ein Ziel und einen Nutzen. Beim Warum steht im Duden dagegen die Frage nach einem Grund im Vordergrund. Diese Verwendungsempfehlungen entsprechen also meinen Überlegungen. In beiden Fällen wird zwar das jeweilig andere Fragewort als Synonym genannt, persönlich bin ich aber der Meinung, dass dadurch Präzision der Sprache verloren gehen würde.
Bezogen auf den KVP orientiert sich die Wozu-Frage eher an der Begründung, welche Ziele mit einer Veränderung in der Zukunft erreicht werden sollen, während die Warum-Frage sich eher an den Ursachen von Situationen ausrichtet, die in der Vergangenheit gesucht werden. Dementsprechend haben beide Fragestellungen ihre Berechtigung im KVP.
Entlang der Verbesserungs-Kata steht die Wozu-Frage am Beginn der vier Schritte, wenn es um die Ausrichtung der Verbesserungen an der Vision geht. Die Warum-Frage kommt dann zum Einsatz, wenn ausgehend vom Ist-Zustand (und dessen Limitationen) der nächste Ziel-Zustand zur Diskussion steht und dieser mittels der unterstützenden Fragen der Coaching-Kata angestrebt wird, indem ein Hindernis nach dem anderen übersprungen wird, unter anderem indem die Ursachen mittels der Warum-Frage gesucht und beseitigt werden.
Bei der Warum-Frage kommt mir persönlich auch noch das Buch von Simon Sinek „Start with Why“ (dt: „Frag immer erst: Warum“) in den Sinn. Auch hier ist die Frage in meinen Augen eher in die Vergangenheit gerichtet und eng fokussiert (er spricht davon, dass jeder Mensch nur ein Warum in sich trägt), gleichzeitig leitet er davon sämtliche Handlungsmotivation ab, die natürlich vorallem für die Zukunft relevant ist und dementsprechend breit angelegte Auswirkungen hat. Vor kurzem habe ich eine Podcast-Episode mit Simon Sinek bei der Gemba Academy gehört. Er geht dort auch auf die Warum-Frage im Bezug auf Lean Management ein und kommt im Bezug auf die amerikanische Ausprägung der 1980/1990er Jahre zu einer interessanten und zutreffenden Schlussfolgerung (auch wenn er die ursprünglichen Wurzeln im Training Within Industry – TWI – nicht kennt und dessen Intension gerade im Bezug zu Menschen).
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