NLP und Projektkonflikte

Konflikte sind charakterisiert durch unvereinbare Interessen, Ziele, Handlungen und Werte von Personen, Gruppen und Organisation. In diesem Artikel beschränke ich mich dabei auf Projekte und die involvierten Personen bzw. Gruppen. Ich werde aufzeigen, wo und wie NLP bei der Aufdeckung, Lösung und Vermeidung von Konflikten auch im vermeindlich nüchternen Projektumfeld hilfreich sein kann.

Konflikte in Projekten haben typischerweise Ursachen auf zwei verschiedenen Ebenen:

  • Sachebene
  • Psycho-soziale Ebene

Dabei ist zu beachten, dass auch scheinbare sachliche Konflikte sehr oft auch Anteile auf der psycho-sozialen Ebene haben oder im Verlauf bekommen. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt dieses Artikels auch bei den psycho-sozialen Aspekten.

Sachebene

Auf der Sachebene entstehen Konflikte

  • durch unterschiedliche Ziele,
  • durch unterschiedliche Beurteilungen (von Sachthemen wie Zeit, Kosten, Leistungen, Risiken),
  • über die Verteilung (beschränkter) Einsatzmittel und Ressourcen.

Die drei Ursachen sind dabei jedoch nicht strikt von einander getrennt, sondern greifen in der Regel ineinander.

Psycho-soziale Ebene

Wie schon erwähnt, kommen zu der Sachebene sehr oft auch Aspekte der psycho-sozialen Ebene hinzu. Herausragenden Anteil bilden dabei unterschiedliche Vorstellungen über Werte, unterschiedliche Wahrnehmungen, unterschiedliche Verhaltensweisen oder Ansprüche daran (die wieder auf Werte zurückgeführt werden können). Die folgenden NLP-Aspekte können Hilfestellung bei der Bearbeitung von Konflikten geben.

Umgang mit Konflikten

Konflikte aufdecken & ansprechen

Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit Konflikten ist das Erkennen, dass ein Konflikt besteht bzw. droht, d.h. es gilt die Anzeichen wahrzunehmen. Am häufigsten treten diese Anzeichen auf der sprachlichen Ebene auf. Dabei kann das Meta-Modell der Sprache ein wertvolles Hilfsmittel sein, um Äußerungen zu hinterfragen und in der eigenen Sprache für Präzision zu sorgen. Auch die Vorannahmen des NLP können dazu dienen, Äußerungen und Handlungen neutral aufzunehmen und nicht sofort zu interpretieren oder gar zu bewerten.

Wenn sich dann Konfliktsituationen abzeichnen, erleichtert Rapport zu den Gesprächspartnern die Situation und vermeidet die Eskalation.

Konflikte vermeiden

Die Vorbeugung vor Konflikten ist der beste Weg, um Konflikte zu vermeiden. Im Bereich von Projekten gehört dazu u.a. das Stakeholder-Management und die Umfeldanalyse. Auch die aktive Team-Entwicklung kann einen entscheidenden Beitrag zur Vorbeugung liefern. Zur Vorbeugung vor Konflikten hilft auch, dass bevorstehende Veränderungen rechtzeitig und bewusst kommuniziert werden. Der Projektstart und die dort definierten Ziele bergen ebenfalls mögliche Konfliktquellen, denen vorgebeugt werden kann.

Wie schon erwähnt, können Konflikte auch unbewusst entstehen. Die gesteigerte und frühzeitige Wahrnehmung unbewusster Mechanismen, bei den (Konflikt-)Partnern und bei sich selbst, die durch NLP-Kenntnisse und -Erfahrung möglich ist, trägt ebenso zur Konfliktvermeidung bei, wie die bewusste Kommunikation dieser Wahrnehmungen. Ein weiterführendes Stichwort in diesem Bereich ist das Eisberg-Modell.

Konflikte lösen

Konflikte können auf verschiedene Weisen gelöst werden. Dabei wird jedoch nur in wenigen Fällen die Ursache für zukünftige Konflikte nachhaltig vermieden.

Anpassung = Nachgeben: Dieses Nachgeben einer Konfliktpartei löst in der Regel den Konflikt nicht. Er kann sehr schnell wieder ausbrechen, wenn der Anpassungsschmerz ein akzeptables Niveau überschreitet.

Einigung: Die Einigung sollte nicht mit dem folgenden Kompromiss verwechselt werden. Bei der Einigung ist es wichtig, dass alle Konfliktparteien einbezogen werden. Einscheidende Beiträge liefert dabei das gemeinsame Verständnis für die aktuelle und zukünftige Situation. Insbesondere bei Veränderungsprozessen ist die Einigung das bevorzugte Umgangsziel mit dem Konflikt.

Kompromiss: Ein Kompromiss ist sehr oft nur eine Konfliktlösung auf Zeit, z.B. um kurzfristige Nachteile zu vermeiden. Dieser temporäre Aspekte der Lösung sollte den Beteiligten zumindest bewusst sein. Ein Kompromiss hat den längerfristigen Nachteil (ähnlich wie Anpassungen), dass der Konflikt sehr schnell (und heftiger) wieder ausbrechen kann, wenn sich Änderungen an der zugrundeliegenden Situation ergeben.

Verdrängung: Hier bestehen mindestens die gleichen Nachteile, wie bei Kompromissen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die ursprüngliche Situation nur in die Zukunft verschoben wird.

Delegation, Macht & Kampf: Hier wird der Konflikt ähnlich wie bei der Anpassung dadurch gelöst, dass eine Seite zum Gewinner wird. Solange die Verliererpartei weiter im Spiel ist, droht auch hier ein Wiederaufbrechen des Konflikts.

Konfliktlösung mit NLP

Die folgende Vorgehensweise zur Lösung von Konflikten orientiert sich am NLP-Formatrahmen:

  1. Rapport: Dieser Schritt ist bei der Konfiktlösung besonders wichtig, da der Moderator das besondere Vertrauen beider Parteien benötigt.
  2. Problemidentifikation: Dieser Schritt kann zwischen beiden Parteien schon die erste Brücke einer Gemeinsamkeit bilden, wenn sie sich mindestens in dem Verständnis der Konfliktexistenz einig sind.
  3. Zieldefinition: Der Wunsch, den Konflikt zu lösen, bildet eine weitere Gemeinsamkeit und gleichzeitig die Voraussetzung für die weiteren Schritte zum Erfolg. Zur Zieldefinition gehört auch der Austausch über die zu erreichenden Positionen.
  4. Identifikation der verfügbaren Ressourcen: Die Ressourcen im Bereich der Konfliktlösung sind alle Möglichkeiten und Fähigkeiten, die den Beteiligten zur Verfügung stehen. Dies kann das Wissen um die eigenen Bedürfnisse, Werte, Erwartungen und Ziele sein, das Verständnis (noch nicht die Akzeptanz) für die entsprechenden Punkte der anderen Partei, ebenso wie das Wissen um die Punkte, die einem selbst unwichtig sind und deshalb der anderen Konfliktpartei angeboten werden können. Zu den Fähigkeiten gehören auch Kommunikationsfähigkeiten, insbesondere das Sprechen in der Ich-Form, um die eigene Wahrnehmung ohne Vorwürfe mitzuteilen. Ebenso wie die Grundgedanken des Meta-Modells der Sprache kann es sinnvoll sein, die Kommunikationsfähigkeit und entsprechende Regeln den Konfliktparteien zu vermitteln.
  5. Öko-Check: Hier reflektieren die Konfliktparteien nochmals über die Akzeptanz der Zielpositionen. Der Öko-Check ist auch eine gute Gelegenheit, über das Vorhandensein und die Einbeziehung weiterer möglicher Stakeholder bzgl. deren Einstellung zum Konflikt und den angestrebten Zielpositionen nachzudenken. Eine zusätzliche Frage (und potenzielle Gemeinsamkeit) ist die nach möglichen Risiken aber auch Chancen der Konfliktlösung.
  6. NLP-Format: Passende NLP-Formate zur Konfliktlösung können sein –
    •  1-2-3-Wahrnehmungspositionen, um sich in die Position des anderen
    und in eine neutrale Position zu begeben.
    •  Timeline, um Konfliktursachen in der Vergangenheit aufzuspüren und
    zu verändern
    •  Change History, s. Timeline
    •  Six-Step-Reframing, um Verhaltensänderungen zu erreichen, aber auch
    Verständnis für bestimmtes Verhalten zu schaffen.
    •  Walt-Disney-Kreativitätsstrategie, um gemeinsame Lösungen zu erarbeiten.
    •  Core Transformation, speziell bei intra-personellen Konflikten.
    Tw. ist zu beachten, dass die genannten Formate selbst einen Formatrahmen besitzen.
  7. Test: Ähnlich wie der Öko-Check vor der Konfliktlösung dient dieser Schritt der Sicherung der erreichten Lösung, ggf. der Nachhaltigkeit der erarbeiteten Maßnahmen. Wie oben erwähnt, sind speziell Kompromisse u.U. kritisch bzgl. der Nachhaltigkeit.
  8. Future-Pace =7

Zur Moderation von Konfliktlösungssitzungen kann es hilfreich sein, dazu externe Unterstützung in Form eines Projekt-Coachs in Anspruch zu nehmen. Dies entlastet den Projektleiter, speziell wenn er einer der Konfliktparteien angehört.

Positive Aspekte von Konflikten

Trotz aller Vermeidungs- und Lösungsstrategien haben Konflikte auch ihre positiven Aspekte. Innerhalb des Projektteams dienen sie der Weiterentwicklung (der einzelnen Personen wie auch des Teams), sie fördern auch das Wir-Gefühl (bei Konflikten mit äußeren Kräften) und projektorientierte Arbeitsweisen. Sie sind Ansatzpunkte für erforderliche Veränderungen, die resultierenden Chancen auf gemeinsame Lösungen, Beseitigung von Blockaden und Unklarheiten.

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