Was Kierkegaard schon von Lean wusste

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Der Impuls zu diesem Artikel (in einer mittlerweile schon kleinen Serie zusammen mit Archimedes, Darwin, Hanlon, 2x Moltke, Yoda [1]) ist aus dem unabhängigen Austausch mit zwei LinkedIn-Kontakten entstanden.
Dort hatte ich mich zuerst mittels dem Kierkegaard-Zitat (bzw. der Steve-Jobs-Variante mit “Connecting the Dots“, s.u.) auf den Beginn meiner eigenen Lean-Reise bezogen und die Entwicklung, die sich daraus begeben hat.
Ein anderer LinkedIn-Kontakt hat dann dazu eine Rückfrage gestellt, dessen Beantwortung mir dann bewusst gemacht hat, wie stark sich doch “Connecting the Dots” auf Lean und im Speziellen bestimmte Lean-Prinzipien abbilden lässt.

Das beginnt damit, dass die Rückschau im Lean-Kontext beim Kunden mit dessen Bedürfnis an einer Leistung und den damit verbundenen Nutzen beginnt.

Dann arbeitet man sich den Wertstrom flussaufwärts von Prozessschritt zu Prozessschritt, was letztlich auch im “Connecting the Dots” zum Ausdruck kommt und mit dem Verständnis für den Wertstrom im Rückblick einhergeht. Connecting the Dots wird grundsätzlich auch nur möglich sein, wenn das ohne unnötige Wartezeiten durch Pufferlager, Nacharbeiten o.ä. passiert, also die s.g. Verschwendungsarten zwischen bzw. in den Prozessschritten beseitigt werden.

Natürlich könnte man auch den Aspekt nutzen, dass das Leben nur vorwärts gelebt werden kann und schließlich auch Produkte so produziert und Dienstleistungen erbracht werden.

Wenn es aber um die Schaffung und die Optimierung eines Wertstroms geht, beginnt man tunlichst beim Kunden und verfolgt damit auch das Pull-Prinzip. Die Alternative würde dem Push-Prinzip mit allen Konsequenzen entsprechen.

„Life can only be understood backwards, but it must be lived forward.“

– Søren Kierkegaard

Beginn beim Kunden lässt sich auch so schreiben: Beginn bei einem Kunden. Die Betonung liegt dabei auf „einem“. Der Nutzen, der bei einem Kunden erzeugt wird, hat seine Wertigkeit auch nur bei ihm als Individuum. Es ist typischerweise für ihn kein Trost, dass die Qualität 99,999… % beträgt, wenn er es ist, bei dem ggf. dieser eine Fehler auftritt. Bei Kierkegaard entspricht das unausgesprochen auch der Tatsache, dass es um das Leben, in meinen Augen also auch um ein individuelles Leben geht, das da verstanden und gelebt wird.

Das rückwärts gewandte Verständnis für das Leben bzw. den Wertstrom in seinen Einzelstationen (the Dots) impliziert auch die internen Kunden-Lieferanten-Verhältnisse, die aber (nicht einschränkend) auch immer im Gesamtzusammenhang verstehen sollte.

Eine weitere Ausprägung des rückwärts gewandten Verständnisses kommt auch bei der Ursachenanalyse bei aufgetretenen Fehlern zum Einsatz. Der Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung der Ist-Situation entsprechend einer aktuellen Lebenssituation. Beispielsweise mittels der 5xWarum-Fragen werden dann (zeitlich) vorangegangene kausale Zusammenhänge untersucht, die letztlich in einer Wirkungskette (aka Lebensstationen) diese Ist-Situation geschaffen haben.

Zwar kann man im Leben nicht in die Vergangenheit reisen, um dort eine Wirkungskette zu unterbrechen, aber das Verständnis der Vorgeschichte kann auch für die Zukunft andere Entscheidungen „produzieren“.

Ein vergleichbares Element des Rückblicks nutzt Mike Rother auch in seinem Modell der Toyota Kata speziell der fünf Fragen der Verbesserungs-Kata und noch spezifischer nach der zweiten Fragen, wenn es um den Rückblick auf den letzten Schritt geht und nochmals die damaligen Erwartungen mit der Realität abgeglichen werden. Das entspricht dann der o.g. Reflexion und ggf. resultierenden Anpassung zukünftiger Entscheidungen, die auf dem Verständnis aus der Vorgeschichte bzw. dem Vorleben basieren.

[1] Artikelserie Archimedes, Darwin, Hanlon, Moltke, Moltke 2, Yoda

Frage: Welches Zitat ist Ihnen schon begegnet, das sich auf den Lean-Kontext abbilden lässt? Welche Bedeutung hat dieses Zitat für Sie? Wie wenden Sie es im Tagesgeschäft an?

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