Ein Nachteil von Lösungen ist in meinen Augen deren vermeintliche oder scheinbare Ultimativität (keine Ahnung, ob es dieses Wort wirklich gibt ;-) Damit will ich ausdrücken, dass Lösungen eben typischerweise zugeschrieben wird, dass sie eine Sache (nicht notwendigerweise ein Problem, vielleicht auch etwas anderes) lösen, oft in der Vorstellung des Ergebnisses wie ein Knoten gelöst wird. Der ist dann im Anschluss eben nicht mehr drin. Das muss nun nicht der Alexandersche Stil der Lösung des Gordischen Knotens sein [2], bei dem man schon wieder darüber diskutieren könnte, ob er dem Problem wirklich angemessen war, oder ob sich daraus dann nicht wieder andere, u.U. unerwünschte Konsequenzen ergeben (haben).
Besser als Lösungen sind oft Gegenmaßnahmen. Im Wortsinn stecken einige Elemente drin, die bei Lösungen gerne mal hinten runterfallen.
Bei Gegenmaßnahmen wird zum Beispiel deutlich, dass sie gegen etwas wirken, typischerweise gegen ein Problem. Bestimmt haben Sie im Kontrast dazu schon mal den Spruch gehört: „Wenn das die Lösung ist, will ich mein Problem zurück.“ Sicherlich etwas überzeichnet, aber nicht selten mit einem wahren Hintergrund, kommt damit zum Ausdruck, dass Lösungen manchmal am Ziel vorbei oder über es hinausschießen.
Ein weiteres, leicht unterschätztes oder überhörtes Element sind die Maßnahmen. Wenn man diesen Begriff mal bewusst betrachtet und ihn zerlegt, kommt da „Maß nehmen“ zum Vorschein. Das heißt, da wird etwas gemessen, also wieder eine Sache konkret betrachtet. Eine Messung hat typischerweise auch eine Referenz, entweder in Form einer Maßeinheit oder in Form eines Bezugs(punkts).
Wenn ich nur „groß“ sage, drückt das alleine gar nichts aus. Ist eine Mücke groß, muss sie erst zum Elefanten aufgeblasen werden, um als solches erkannt zu werden? Ist eine Schnake groß oder beginnt Größe erst ab dem Format einer Schmeißfliege? Auch da spielt der Bezugspunkt eine entscheidende Rolle. Geht es nur um die Größe oder steckt eigentlich etwas ganz anderes dahinter? Ist es der ruhige Nachschlaf oder das offene Honigglas? Besonders treffend kommt der (fehlende) Bezugspunkt im Meta-Modell der Sprache zum Vorschein, wenn man sich auf Vergleichstilgungen konzentriert [3].
– Joseph Joubert
Mit dem „Maß nehmen“ ist auch verbunden, dass ein einmal genommenes Maß erstens nicht konstant sein muss und sich zweitens in der Bedeutung auch verändern kann, wenn die Situation und deren Kontext einer Veränderung unterliegt. So kann die Gegenmaßnahme überflüssig werden oder sich in ihrer Wirkung verändern, wenn sich der Bezugspunkt in der Situation verändert. Das kann eben auch heißen, dass eine einmal getroffene Maßnahme (und die Entscheidung dazu) revidiert werden muss, weil der gewünschte Effekt ausbleibt oder nicht mehr zu der ursprünglichen Situation passt.
An Lösungen wird dagegen manchmal bis zum bitteren Ende (oder darüberhinaus) festgehalten, manchmal koste es, was es wolle.
Verschärfend kommt da ebenso nicht selten dazu, dass leicht ein emotionaler Bezug zu einer Lösung entstehen kann, dass die eigene Lösung präferiert wird, auch wenn sie gar nicht mehr zur Ausgangssituation passt oder ein anderer Weg objektiv der bessere wäre. Zumindest besteht in diesem Fall ein Bezugspunkt im Sinne der Vergleichbarkeit. Dazu ist es aber auch notwendig, dass man eben diesen Bedarf wirklich erkannt hat und nicht nur selbstverliebt die eigene Lösung bevorzugt, die ja durchaus in einem schöpferischen Akt entstanden sein kann. Der metaphorische Vergleich verdeutlicht damit mögliche Herausforderungen, die gar nicht so weit von der ursprünglichen Wortbedeutung entfernt sind.
Ein Weg, diesem Dilemma zu entkommen, kann der Einsatz der Methodik der Pugh Concept Selection sein. Dabei werden durch einen vordefinierten Prozess bei gleichzeitig inhaltlicher Freiheit einige der geschilderten Fallen adressiert, in die man sonst sehr leicht treten kann.
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Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.
[1] Blog-Artikel Keine Frage der Lösung – Warum Agil keine Lösung ist und Lean auch nicht – Warum gute Antworten nicht immer gute Lösungen sind – Warum eine Problemlösung nie endgültig sein kann – Warum man Lösungen immer bezahlen muss, manchmal auch doppelt – Warum Wissen keine Lösung ist – Wo Achtsamkeit keine Lösung ist – Parallelen zwischen dem Toyota-Problemlösungsprozess und einem Coaching-Formatrahmen/ – Warum keine Entscheidung manchmal die beste Lösung ist[2] Gordischer Knoten
[3] https://nlpportal.org/nlpedia/wiki/Metamodell
Frage: Wie gehen Sie mit der Lösungsfindung in Ihrem Verantwortungsbereich um? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Was wäre mögliche Alternativen?
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